Logo mit StadtbildBebauung Nymphenburg Süd – Birketweg/Friedenheimer Brücke – Arnulfpark

Durchgangs- bzw. Hauptverkehrsstraßen
Individualverkehr (IV) und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV):

Beim motorisierten IV wurde bisher nicht auf die tatsächlichen Belange eingegangen. Die ins Stadtzentrum führenden Hauptverkehrsstraßen Arnulfstraße und Landsberger Straße sind bereits derzeit zu den Hauptverkehrszeiten überfüllt. Es ist nicht davon auszugehen, dass alle in den zukünftigen Siedlungsgebieten lebenden Neubürger nicht motorisiert sind und auch ohne Pkw bleiben wollen und nur die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Ebenso sind Gewerbetreibende auf den motorisierten Verkehr angewiesen. Selbst Mitarbeiter im Dienstleistungsgewerbe werden sich nicht vorschreiben lassen mit welchem Verkehrsmittel sie zur Arbeit kommen. Das Problem sind hier nicht nur die erforderlichen Parkplätze, sondern vor allem eine nicht vorhandene zusätzliche Straße.

Eine entsprechende Straße könnte von der Wotanstraße in Nymphenburg stadteinwärts parallel entlang des Gleiskörpers der Bahn bis zur Marsstraße, östlich der Donnersberger Brücke geführt werden. Ohne eine entsprechende verkehrsentlastende Straße wird der IV für den gesamten Stadtteil Neuhausen zu einem nicht reparablen Problem. Die von der LH München für Nymphenburg Süd vorgesehene Straßenbahnverlängerung der Linie 12 vom Romanplatz über die Wotanstraße, Laimer Unterführung, Fürstenrieder Straße zur Aidenbachstraße führt ohne eine Entlastung durch einen geschlossenen Autobahnring A99 zum Verkehrskollaps in Laim und Neuhausen.

Eine Wegnahme von zwei Fahrspuren für die Straßenbahn mit entsprechend begrenzendem Gleiskörper, der die Fahrbahn auf zwei Fahrspuren reduziert, ist eine verkehrsideologische Maßnahme, die kurzfristig für die Erstellung des Gleiskörpers zwar Arbeit bringt, sonst jedoch für die Verkehrsteilnehmer nur Nachteile. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass der früher in der Fürstenrieder Straße verkehrende Oberleitungsbus erhebliche Vorteile hatte, weil er anderen Verkehrsteilnehmern ausweichen konnte und keinen eigenen Gleiskörper benötigte.

Die Strecke von der Autobahn A8 aus dem Nordwesten über die Verdistraße, Romanplatz und Fürstenrieder Straße wird vielfach vom überörtlichen Verkehr als Transitstraße durch München benutzt, um in Richtung Süden zur A95 (Garmisch) bzw. Südosten zur A8 (Salzburg) zu gelangen. Die Verkehrsinfrastruktur für die 3 Neubaugebiete ist in Zusammenhang mit den bestehenden Stadtteilen zu sehen und entsprechend sollten die erforderlichen Maßnahmen sinnvoll durchgeführt werden.

Der ÖPNV im Bereich der Friedenheimer Brücke darf nicht nur unter dem Aspekt der Wer­tigkeit des S-Bahnhofs bei einer Erreichbarkeit innerhalb des 600 m Radius be­trachtet werden. Der geplante S-Bahnhof an der Friedenheimer Brücke wird zukünftig nicht nur aus dem engen Umkreis von Birketweg angegangen, sondern zusätzlich auch aus dem Gebiet um den Steubenplatz und dem Hirschgarten (Neuhausen) sowie der Elsenheimerstraße und Lautensackstraße (Laim). Für viele S-Bahnnutzer ist der Weg zu einem S-Bhf der von sämtlichen S-Bahnlinien angefahren wird häufig günstiger als die Straßenbahn Linie 17 oder 19.

Der Vorwand der LH München und Herrn Christoph Bohn (Fa. Aurelis), dass die Baudichte und Verteilung von Arbeit und Wohnen für den S-Bahnhof auf jeden Fall gebraucht wird, ist nicht nachvollziehbar. Herrn Bohn, der sehr auf eine rasche Verwirklichung der Baugenehmigung und Realisierung des Bauvorhabens am Birketweg drängt und zur Begründung für einen S-Bhf eine hohe Baudichte wünscht und im wesentlichen wirtschaftliche Gesichtspunkte angibt, kann hier nicht zugestimmt werden.

Soziale und gesellschaftliche Nutzung

Bei der Nutzung der 3 Baubereiche Nymphenburg Süd, Birketweg/Friedenheimer Brücke und Arnulfpark wurde bisher zu wenig auf die bestehenden Bedürfnisse der Bewohner der Siedlungen eingegangen. Die Bebauung und Gestaltung der 3 Baubereiche ist zwar in Wettbewerben ausgewählt worden, doch wurde auf alltägliche und in der Gesellschaft erforderliche Dinge wie sie auch in andern Stadtteilen vorkommen nicht eingegangen. Unter den Begriffen „Arbeit“ sowie „Gewerbe“ kann aus den Planungen nur entnommen werden, dass hierfür das Dienstleistungewerbe mit Büros, Geschäften und eventuell die Gastronomie gemeint ist. Der mittelständische Arbeitsbereich mit Schreinereien und der Metallbereich kommt nicht vor und findet keine Erwähnung. Wer Handwerker benötigt muss heutzutage lange Anfahrtswege bezahlen bzw. muss häufig bis in die Stadtrandgebiete fahren. Erstaunlich ist, dass sich Referate, die mit vielen Problemen in unserer Stadt zu tun haben, bisher nicht entsprechend äußerten.

Seniorenwohnheime mit Pflegeeinrichtungen, aber auch andere sozial wichtige Ein­richtungen spielen offensichtlich heutzutage eine untergeordnete Rolle, so dass sie in der Planung nicht berücksichtigt wurden. Besonders die Nähe zum Hirschgarten bietet sich für derartige Einrichtungen als Standort an. Erfreulich ist, dass die von mir am 16.06.04 im „Forum am Hirschgarten" gewünschte Einbeziehung von Senioren- und Pflegewohnheimen in die Planung nunmehr auch von der CSU aufgegriffen wurde (CSU- Antrag vom 24.06.04). Außer Schulen, Kindergärten, Sport- und Bolzplätzen wäre auch ein Abenteuerspielplatz sinnvoll, denn in unmittelbarer Nähe zur Bahn besteht die Möglichkeit ohne Beeinträchtigung und Ärger mit der benachbarten Wohnbevölkerung Kinder und Jugendliche handwerklich tätig sein zu lassen.

Die in der „Perspektive München“ definierte Urbanität: „Was im positiven Sinn als typisch städtisch gilt, also soziale und kulturelle Vielfalt, Toleranz, wirtschaftliche Chancen und Kreativität, die nur aus Dichte und Mischung entstehen kann“, ist in diesen Planungen nicht zu erkennen. Für die Wohnungen im Arnulfpark wird, was die Urbanität angeht, im wesentlichen lediglich mit den Vorzügen des benachbarten Neuhausen mit seinen alten Stilfassaden geworben und nicht mit eigenen charakteristischen Vorzügen. Vielleicht ist es möglich den neuen Baugebieten eine bessere eigene Note zu verleihen, ohne nur auf Stahl, Beton und Glas zu setzen.

Qualität

Die bereits im Bau befindlichen Wohnhäuser am Arnulfpark werden mit Stahlbetonwänden (Wandstärke 20 cm, Styropor-Wärmeisolierung 10 cm) errichtet, das heißt es liegt keine atmungaktive Mauer vor. Viele Jahre wurde diese Bauweise als gesundheitsschädlich für die späteren Nutzer bezeichnet und war verpönt.

Bei der großen Zahl von Handynutzern darf die Mobilfunkantennen-Gestaltung nicht unberücksichtigt bleiben. Dies ist nicht wegen der von Mobilfunkgegnern geschürten Ängste, sondern aus architektonischen und gestalterischen Gesichtspunkten wichtig. Betonwände mit Eisenbewehrung stellen einen Faradayschen-Käfig dar; das heißt: wer in Räumen mit einem Handy telefoniert, ist einer höheren Belastung durch das Handy ausgesetzt.

Hochhäuser sollten nicht in Sichtachsen gebaut werden. Insbesondere dann nicht, wenn sie die Sicht zu alten historischen Gebäuden verstellen, die Umgebung ver- schandeln bzw. den Blick in Richtung Süden auf das Alpenpanorama beeinträchtigen. Am Birketweg sollte man sich mit einer Bauhöhe von 10 bis 12 Geschoßen begnügen. Demzufolge sollten Hochhäuser nicht im Süden der LH München, sondern nur an der Stadtperipherie bzw. erheblich außerhalb des Mittleren Ringes (Entfernung z. B. 6 km) und nicht im innerstädtischen Bereich situiert werden. Vorteilhaft ist nur, dass die derzeit erstellten Hochhäuser in Säulenbauweise mit Blick durch alle Geschoße errichtet werden und über eine hohe Abrissfreundlichkeit verfügen (auf tragende Wände wird gänzlich verzichtet). Der Zeitgeist läßt leider nur mehr Glasverkleidungen zu.

Wir erhoffen uns eine Berücksichtigung der hier dargestellten Überlegungen bei den Verantwortlichen der LH München.

München, den 25.06.2004