Logo mit StadtbildUntertunnelung der Landshuter Allee

Aktuell im April 2022: Die Diskussion geht am Kern der Probleme vorbei

Zu der am 29.4.2022 von den Stadtratsfraktionen der CSU mit FREIEN WÄHLERN und der FDP mit Bayernpartei durchgeführten Demonstration gegen den von der rot-grünen Stadtratsmehrheit angedachten Bau einer Lärmschutzmauer („MONSTER-MAUER“) statt eines Tunnels an der Landshuter Allee ist zu bemerken: die wesentlichen, nicht zu vernachlässigenden Punkte sind in der Argumentation aller Stadtratsfraktionen nicht angesprochen worden.

Lärmschutzmaßnamen müssen nachhaltig und bezahlbar sein: SPD und GRÜNE im Stadtrat reden von „Flüsterasphalt“ für die Landshuter Allee als Lärm­schutz­maßnahme. Dazu ist zu sagen, dass Flüsterasphalt den Verkehrslärm auch nur geringfügig verringern kann. Die Kosten für die häufig erforderliche Erneuerung eines solchen Straßenbelags sind nicht hinnehmbar.

Was diese Parteien nicht sehen wollen: das Problem liegt bei der Landshuter Allee nicht lediglich bei der Lärmbelastung für die Anlieger und die unmittelbaren Nutzer der Gegend. Die Zustände an der Landshuter Allee sind das Ergebnis einer jahrzehntelangen Verweigerung. Der Stadtrat will in seiner Mehrheit nicht berücksichtigen, dass die gesamte, die Landeshauptstadt München betreffende Verkehrsplanung fort­während anzupassen ist an die Erfordernisse einer sich wandelnden und stetig wachsenden Millionenstadt, die inmitten einer deutschen Metropolregion liegt. Einhausungen von Hauptverkehrsstraßen mit Autobahn­charakter lösen diese Probleme in keiner Weise.

Bereits 2015 habe ich in meinem weiter unten im Original mit allen Anhängen do­kumentierten Bürgerversammlungsantrag ein Gesamtkonzept gefordert, das damals mit breiter Zustimmung von der Bürgerschaft angenommen wurde: einen Tunnel von der Arnulfstraße bis zum Georg-Brauchle-Ring.

Begründet habe ich diese Vorlage 2015 so:

Alle meine Prognosen von 2015 sind eingetreten.

Nun macht der im Münchner Norden ansässige Autohersteller BMW neuen Druck und fordert – gegen die Entscheidung des rot-grünen Stadtrates – eine Anbindung seines neuen Forschungs- und Technologiezentrums „FIZ Future“ an die Autobahn A99 per „Tunnel Schleißheimer Straße“, notfalls mit veränderter unterirdischer Trasse zum Schutz des Naturschutzgebietes Hartelholz. (Siehe den Artikel „Das Ringen um den Ring-Tunnel“, Münchner Merkur vom 21.03.2022)

Die von der BMW AG gewünschte Verbindung von der A99 zu ihren im nördlichen Teil der Stadt verteilten Betriebsarealen führt zwangsläufig zu neuen Ver­kehrsströmen im PKW- und LKW-Verkehr, die über die Landshuter Allee als Haupt­verkehrsachse abfließen müssen.

Diese zusätzlichen Verkehrsflüsse sind in der folgenden Übersichtskarte mit roten Pfeilen markiert.
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Zukünftige Verkehrsflüss im Münchner Norden
Quelle: © OpenStreetMap contributors – Lizenz: ODbL

Aktuell ist zur Planungsdiskussion in 2022 noch zu ergänzen: Die Einschleusung des Ver­kehrs aus den Seitenstraßen, z. B. der Dachauer Straße, in die Landshuter Allee ist so zu gestalten, dass der Hauptverkehrsfluss der Landshuter Allee nicht beeinträchtigt wird. Verkehrsbehinderung erzeugt nur Staus, Umwege, zusätz­lichen Lärm und weitere Luftverschmutzung.

Außerdem kommt weiterer Verkehr auf die Landshuter Allee zu: Ein weiteres gro­ßes Bauprojekt nördlich der Landshuter Allee wurde gestartet. Auf dem Gelände einer ehemaligen Moosacher Kleingartenkolonie, dem Eggarten, werden 1800 neue Wohnungen entstehen.

Antrag zur Landshuter Allee – Bürgerversammlung Stadtbezirk 9 am 26.11.2015

Der Stadtrat der Landeshauptstadt München wird von der Bürgerversammlung des Stadtbezirks 9 aufgefordert, zur Verkehrsentlastung und zur Vermeidung unnötiger Staus sowie zur Reduzierung von Umweltbelastungen (Feinstaub, Nanostaub, Lärm, Schadstoffkonzentrationen mit NO2, CO, CO2, Rußpartikel usw.) sich bei der Planung und Erstellung des Tunnels an der Landshuter Allee für einen Tunnel von der Arnulfstraße bis zum Georg-Brauchle-Ring einzusetzen.

Die Landshuter Allee wird derzeit als Stadt-Autobahn genutzt und nicht nur als über­geordnete Hauptverkehrsstraße, sie ist die verkehrsreichste und am meisten belastete Straße von München.

Der bisher geplante Tunnel nur bis zur Dachauer Straße ist zu kurz. Das vorgesehene Konzept führt zu erhöhtem Stau der Fahrzeuge und noch größerer Belastung für Anlieger und Verkehrsteilnehmer.

Bürgerversammlung am 26.11.2015

Bürgerversammlung in der Rudolf-Diesel-Realschule in Neuhausen am 26.11.2015

Begründung:

Die Landshuter Allee wurde um 1972 auf Betreiben einflussreicher Kreise von der Wilderich-Lang-Straße leider nur bis zur Leonrodstraße und nicht, wie von vielen Mitbürgern gewünscht, bis zur Dachauer Straße als Tunnel gebaut. Man wollte den Stadtteil zweiteilen, damit eine Querung nicht möglich ist.

Sinnvoll ist nur eine Untertunnelung der Landshuter Allee (LA) wie sie mittlerweile auch von der LH München in der Prioritätsliste auf Platz 1 gesetzt wurde. Die Unter­tunnelung ist jedoch dringend bis zum Georg-Brauchle-Ring erforderlich. Hierbei sind vor allem die Verkehrsströme als auch die Belastungen der Anlieger und der Verkehrsteilnehmer durch Abgase, Lärm, Ruß und Staub zu berücksichtigen.

Die Schadstoffkonzentration mit Stickstoffdioxid NO2, aber auch mit Kohlenmonoxid CO und Kohlendioxid CO2 ist nicht vernachlässigbar. Bei der Lärmbelastung der Anlieger ist nicht nur der Dauerlärm bei trockener Straße sondern auch der bei Nässe und Regen zu berücksichtigen. Bei der Staubbelastung ist sowohl der Feinstaub als auch der besonders gefährliche Nanostaub zu beachten.
Nanostaub kann über die Haut in den Körper eindringen und kann von den menschlichen Organen nicht abgebaut werden. Die Rußpartikel, insbesondere herrührend von Dieselfahrzeugen, sind besonders für die Lunge gefährlich. Der Straßen- und Reifenabrieb sind durch Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit zu vermindern.

Die bisher vorgelegten Verkehrsprognosen enthalten nicht die bereits derzeit bekannten und die noch auf die Bevölkerung zukommenden zusätzlichen Verkehrsbelastungen. Einflüsse, die zukünftig zu erheblichen Vermehrungen im Straßenverkehr führen, wurden bei den Prognosen für die Landshuter Allee nicht berücksichtigt.

Der kolossale Ausbau des gesamten Münchner Nordens für Wohnungen und Gewerbe wurde bei den Verkehrsprognosen nicht berücksichtigt. In Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen, Freimann-Schwabing Nord und Moosach sind große Bauprojekte vorgesehen (zum Teil bereits in Arbeit bzw. in Planung).
Für 26.000 Beschäftigte bei BMW im Münchner Norden wird zusätzlich ein ganz neues Werk für 15.000 Mitarbeiter geschaffen. Bei den Planungen für BMW wurde von der LH München, so wie es aussieht, ein Anschluss vom Autobahn-Ring-Nord der A 99, der zur Landshuter Allee führt, bereits zugesagt.
In wenigen Jahren wird in München mit einer Bevölkerungszunahme von 15 % gerechnet.

Die großen ein- und ausrückenden Busse (über 300) der LH München, die zukünftig ihren Busbahnhof (Betriebshof) am Georg-Brauchle-Ring und der Hanauer Straße erhalten, tragen zusätzlich für eine Verkehrsbeeinträchtigung auf der Landshuter Allee bei.

Da die Landshuter Allee eine Autobahn (Nord-Süd-Achse) in der LH München mit der Verbindung von der A 92 vom Norden zur A 95 vom Süden ist, muss diese Tatsache bei der Planung berücksichtigt werden.
Die Landshuter Allee ist mit ihrem Autobahncharakter als Großprojekt dem Bundeshaushalt zuzurechnen.

Der Autobahnring-Süd A 99 zur Verkehrsentlastung von München ist immer noch nicht geschlossen. Er ist dringend erforderlich und könnte zur Entlastung des Verkehrs mit all seinen Problemen auch für die Landshuter Allee in München beitragen.

Die Verwendung von lärmarmem Asphalt (Flüsterasphalt) ist sehr kostspielig, da er innerhalb von ca. 8 Jahren (wegen des raschen Straßenabriebs) erneuert werden muss. Zudem muss dieser Straßenbelag bei Öl- oder Chemikalien-Verschmutzung entfernt und ersetzt werden.

Die Landshuter Allee soll nicht mit Häusern überbaut werden, sondern wie bei den anderen Tunnelprojekten in der LH München begrünt und hier wie früher im Bereich von Neuhausen, Gern und der Ebenau mit einer zweireihigen Baumbepflanzung als Allee gestaltet werden.

Zukünftig soll die Landshuter Allee von Radfahrern und Fußgängern gequert werden können. Die Straßen im Oberflächenbereich sollen nur mit maximal V = 30 km/h befahren werden.
Eine Querung der Landshuter Allee im Bereich der Dom-Pedro-Straße und St.-Galler-Straße soll auch für Kfz ermöglicht werden.

An der Tunneloberfläche der Landshuter Allee verbleibt pro Allee-Seite eine einspurige Erschließungsstraße. Die Verbindungen sollen mit den untergeordneten Erschließungs­straßen erfolgen. Geschwindigkeit 30 km/h.

Die Untertunnelung der Landshuter Allee über die Dachauer Straße nach Norden hinaus ist deshalb sinnvoll, da Verkehrsströme vom Mittleren Ring, dem Frankfurter Ring und weiterer Straßen bei der Zusammenführung häufig zu gefährlichen Verkehrs­situationen führen (nicht selten zu Unfällen). Bei einer Untertunnelung lässt sich das Problem mit Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten besser regeln.

Eine Untertunnelung der Landshuter Allee nur bis zur Dachauer Straße führt zu unnötigen Verkehrsstaus und behindert in erheblichem Maß den Verkehrsfluss.

Aus Gründen der Verkehrssicherheit und Leistungsfähigkeit ist die Geschwindigkeit im Bereich der Aus- und Einfahrten bei der Landshuter Allee auf 40 km/h zu begrenzen.
(Anmerkung: In New York City wurde die Höchstgeschwindigkeit von knapp 50 km/h auf 40 km/h gesenkt. Grund: Verhinderung von Unfällen.)

Nachdem bei der Landshuter Allee mit wesentlich höheren Zuwachsraten im Verkehr als bisher prognostiziert zu rechnen ist, stellt die doppelstöckige von Martin Vieregg bei der Infoveranstaltung zur Tegernseer Landstraße vorgestellte Tunnel-Lösung eine gute Möglichkeit für eine weitere Verkehrsentlastung auch bei der Landshuter Allee dar.


Antrag auf der Bürgerversammlung des Stadtbezirks 9
Neuhausen-Nymphenburg am 26.11.2015
Dr.-Ing. Robert Mertel
Kindermannstraße 1
80637 München
FREIE WÄHLER MÜNCHNER BLOCK e.V. (Mitglied im BÜRGER-BLOCK e.V.)

Dieser Antrag wurde von der Bürgerversammlung mit Mehrheit angenommen.

Quelle: © OpenStreetMap contributors – Lizenz: ODbL

Die Landshuter Allee in Höhe des Georg-Brauchle-Rings, der die Landshuter Allee hier vertikal schneidet. Das Luftbild stammt aus dem Jahr 2007.

Quelle: Wikimedia Commons, das freie Medienarchiv
Autor: Maximilian Dörrbecker (Chumwa) – Lizenz: CC-BY-SA-2.5

Zur Orientierung: In der oberen Bildmitte sehen Sie das höchste Hochhaus der Stadt München, Uptown München. Ganz links im Vordergrund ein Teil des Zelt­daches des Olympiastadions, daneben die Parkharfe des Olympiageländes. Rechts die Zentrale Hochschulsportanlage. Das Stadtwerksgelände links in der Bildmitte war damals noch Baustelle. Die Borstei, eine bekannte Wohnsiedlung, ist nicht mehr im Bild. Sie liegt links neben dem Stadtwerksgelände. Südlich der Borstei läuft die Landshuter Allee als Brücke über die Dachauer Straße, die eine zentrale Ost-West-Achse der Stadt München darstellt. Rechts ist also Norden, unten ist Osten.

Zu den hier aufeinander treffenden Verkehrsströmen: Vom Osten der Stadt aus Schwabing kommend wird der Verkehr in die Innenstadt nach Süden geführt. Über eine zweispurige Brücke, die am Ende einspurig wird und hier einen Bogen nach links beschreibt, werden die Fahrzeuge auf die Landshuter Allee eingefädelt (A). Parallel dazu fließt der Verkehr unterhalb dieser Brücke aus dem Norden kommend, am Ende ebenfalls einspurig, auf die Landshuter Allee (B). Gleichzeitig – hier nicht sichtbar – führt ein einspuriger Zubringer den Verkehr vom Westen auf die Landshuter Allee nach Süden (C). Alle diese Fahrzeuge rauschen dann stadt­einwärts an der Wohnsiedlung Borstei und den nachgelagerten, südlich der Dachauer Straße gelegenen Wohnblöcken vorbei.

Den gleichen, wenn auch gegenläufigen Weg an den Anwohnern vorbei, nehmen die Fahrzeuge stadtauswärts, wenn sie über die Landshuter Allee nach Norden zu den Autobahnanschlüssen (D) oder nach Osten Richtung Schwabing (E) wollen.